“Ich kann nicht mehr.” Meine Freundin Sabine sitzt heulend vor mir an ihrem Küchentisch. Gerade hat die Katze mit einem großen Sprung einen Blumentopf vom Fensterbrett gefegt. Nun liegt der Topf in Scherben auf dem Boden. Eigentlich kein großes Ding, aber für Sabine der berühmte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt. 

“Was ist denn los mit Dir?”, frage ich sie. “So kenn ich Dich ja gar nicht, Du wuppst doch sonst immer alles mit links.”

Und dann erzählt Sabine. Von häufigen Kopfschmerzen und davon dass sie schlecht einschlafen kann und auch nur selten eine Nacht durchschläft. Das der Gedanke, auf der Arbeit etwas übersehen oder vergessen zu haben, sie wach hält oder sie plötzlich Herzrasen hat. Davon, dass sie bei Kleinigkeiten aus der Haut springt. Davon, dass ihre kleine Tochter zu ihr gesagt hat, dass sie so eine Motzemama nicht mehr haben will. Der Große, der bei einem Streit mit ihrem Mann aus dem off “Ey Mama, chill mal Deine Basis” ruft. Was sie nur noch mehr ärgert, aber die Situation treffend beschreibt. 

Denn entspannen oder sich einfach mal Zeit für sich zu nehmen, das tut sie nicht.  Geschweige denn anerkennen, dass sie Stress hat. 

Heutzutage fühlt sich ja irgendwie jeder „gestresst“. Es scheint, dass  „Stress“  immer mehr zum Modewort wird und die Betroffenen selbst ihn nicht ernst nehmen.

Da laufen Menschen wochen-, monate-, und jahrelang auf Hochtouren, bis Körper und Seele die Belastung nicht mehr aushalten, unisono “Ich kann nicht mehr” rufen und zusammenbrechen.

So wie Sabine, die nach außen immer freundlich und fröhlich ist, die immer gut gekleidet ist, deren Haus immer piccobello aufgeräumt ist, die Kinder, Job und Umbau des Hauses organisiert, nebenbei noch im Elternbeirat der Schule ist und im Kindergarten immer die tollsten Motto-Kuchen backt.

Sabine ist blind für die eindeutigen Signale, die ihr Körper und ihre Seele senden. Wie anstrengend das alles ist, ihr Job, die beiden Kinder, ein Mann, der sechs Tage die Woche arbeitet, weil er “sich hoch arbeiten muss und nur so was erreichen kann”, das nimmt sie nicht wahr.

Stress und Burnout auf dem Vormarsch

Seit Jahren steigen die Zahlen von stressbedingten Krankheiten und Burnout. Immer mehr Menschen haben das Gefühl, dass sie nicht mehr können. 

Dieses “Ich kann nicht mehr” beginnt oft damit, dass man sich irgendwie unzufrieden fühlt. Die eigene Überforderung wird ignoriert, wird zum Dauerzustand und irgendwann sind die Akkus leer. 

Viele Menschen versuchen durchzuhalten und dranzubleiben. “Zähne zusammenbeißen und durch”, auch wenn sie eigentlich schon lange nicht mehr können. Sie reißen sich zusammen, arbeiten ständig am Limit, nehmen sich keine Zeit zum entspannen, achten nicht auf die Signale. 

“Ich kann nicht mehr” kann Dir ein hilfreicher Gedanke sein, eine Art Feuermelder in Deinem Kopf, der Dir sagt, dass es so nicht weitergehen kann.

Wenn Deine Aufgaben gefühlt kein Ende nehmen, Du Dich erschöpft und ausgelaugt fühlst, Dein Kopf wie in Watte keinen klaren Gedanken mehr fassen kann, du unkonzentriert bist, dann hör auf dieses “Ich kann nicht mehr” in Deinem Kopf.

Du wirst auch mit noch so viel Engagement und “nur noch ein bisschen durchhalten” die Aufgaben nicht bewältigen. Im Gegenteil. Deine Leistungsfähigkeit ist bereits am Ende. Hand aufs Herz, wie produktiv ist das, was Du da tust? Machst Du z.B. mehr Fehler als sonst? 

Gönn Dir Pausen

Pausen steigern Deine Leistungsfähigkeit. Um nicht völlig auszubrennen, muss ein steter Wechsel zwischen Anspannung (Stress) und Entspannung stattfinden. Nimm Dir über den Tag bewusst kleine Auszeiten. Alle 1,5 h für 5 bis 10 Minuten eine Pause einzulegen, sorgt für Deine Erholung und steigert Deine Produktivität.

Plane Dir Zeit für Dich ein: Deine Hobbies, ein Sportkurs, ein Treffen mit der besten Freundin (oder aus aktuellem Anlass ein Telefonat). Alles, was einfach nur Spaß macht, ist erlaubt. 

Dir fällt nichts ein? Hier gibt es ein Tool für Dich:

Verschaffe Dir einen Überblick

Schreib Dir auf, welche Aufgaben in der Woche anfallen und wieviel Zeit die einzelnen Aufgaben in Anspruch nehmen. Wie kannst Du Aufgaben einfacher organisieren, um sie schneller zu erledigen?

Lerne zu priorisieren. Welche Aufgaben sind wirklich wichtig? Ist es wichtig, dass Du sie selbst erledigst oder kannst Du sie delegieren?

Wie das geht, erfährst Du hier:

Reden hilft

Oft haben wir den Eindruck, dass wir der einzige Mensch auf der Welt sind, der ein Problem hat. Umso wichtiger ist es, wenn alles irgendwie zu viel wird, darüber zu sprechen. Es löst den Druck, hilft dabei durchzuatmen und Kraft zu schöpfen. Zudem können Dir die Menschen in Deinem Umfeld nur dann helfen, wenn sie wissen, wie es Dir geht.

Lerne “Nein” zu sagen

Viel zu oft übernehmen wir Aufgaben, obwohl wir eigentlich keine Zeit dafür haben. Wir haben Angst, jemanden zu enttäuschen oder bekommen ein schlechtes Gewissen, wenn wir “Nein” sagen.

Da wird man in einer Situation eiskalt erwischt, alle schauen einen erwartungsvoll an und dann sagt man “Ja” obwohl man eigentlich viel lieber “Nein” sagen will.

Zum einen ist es natürlich sehr schmeichelhaft, wenn man gefragt wird, ob man den weltbesten Nudelsalat mitbringen kann, zum anderen gibt es natürlich auch immer wieder Menschen, die die eigene Schwäche ausnutzen.

Eine Möglichkeit ist, Dir für solche Situationen einen Satz zurecht zu legen, der Dir Zeit verschafft, damit Du in Ruhe nachdenken kannst, ob Du diese Aufgabe übernehmen möchtest. Sowas wie: “Ich schaue mal zu Hause nach, ich weiß nicht genau was alles ansteht, ich melde mich morgen bei Dir.”

Hol dir professionelle Hilfe 

Manchmal kann es sein, das dieses “Ich kann nicht mehr” zu groß geworden ist. Wenn Du mit Deinen Belastungen nicht alleine fertig wirst, Du einfach keine Entspannung findest, Du Dich wie getrieben fühlst und das einfach nicht abstellen kannst, kann Dir ein Coaching weiterhelfen.

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