Dein Partner nervt nur noch und Du fragst dich, woran das liegt? Eigentlich lief es doch bisher immer gut und er hat auch nicht wirklich was getan, was Du als Auslöser bezeichnen könntest? Vielleicht liegt es am Stress der letzten Zeit.
Das Stress auf Dauer krank macht, das hat man wahrscheinlich schon mal gehört. Aber dass er auch die eigene Beziehung zerstören kann? Dabei ist Stress, und vor allem Alltagsstress, einer der häufigsten Scheidungsgründe in Deutschland.
Hier geht es nicht um den Stress, den zwei Menschen miteinander haben, weil sie unterschiedlicher Ansichten haben oder in wesentlichen Punkten nicht übereinstimmen.
Es geht um den Stress der durch Arbeitsdruck, Zeitdruck, drohende Arbeitslosigkeit usw. entsteht und eigentlich nichts mit dem Partnerschaft zu tun hat. Dem sog. „chronischen Stress“, also Anforderungen und Belastungen, die über Monate anhalten. Und irgendwann stellt man fest: „Mein Partner treibt mich noch in den Wahnsinn.“
Eben noch mit ihm zufrieden …
Sabine und Thomas sind seit 15 Jahren verheiratet. Sie haben zwei Kinder, leben in einem schönen Haus und sind so das, was man “ein glückliches Pärchen” nennen würde.
Sabine fand immer toll, dass Thomas mit ihr in puncto Kindererziehung einer Meinung war und mit ihr an einem Strang zog. Thomas liebte Sabines Humor und ihren unerschütterlichen Optimismus.
Die Beiden sind immer sehr respektvoll miteinander umgegangen und haben auch die Schwächen des anderen akzeptiert.
Bisher kamen die Beiden also immer gut miteinander aus, es gab immer wieder Momente der Verliebtheit, Krisen oder größere Konflikte gab es nicht.
… jetzt nur noch der Gedanke: „Mein Partner nervt!„
Seit letztem Jahr allerdings hat sich irgend etwas geändert, es läuft irgendwie nicht mehr rund. Eigentlich gibt es keine wirklichen Anlass. Aber Sabine ist sofort gereizt, wenn Thomas nach Hause kommt. Sobald er sie anspricht, würde sie am liebsten fluchtartig den Raum verlassen. So Kleinigkeiten, wie Strümpfe liegenlassen, oder den Zahnputzdeckel nicht wieder auf die Tube schrauben, machen sie wahnsinnig. Von ihm berührt werden, mag sie aktuell nicht und reagiert gereizt.
Thomas hat seit längerem einen Konflikt mit einem Vorgesetzten. Zudem muss er die Arbeit eines Kollegen mit übernehmen, der auf Grund von Burnout längerfristig ausfällt. Er weiß nicht, wie lange er das noch aushält. Die ganze Situation zermürbt ihn und Sabine ist abweisend und springt wegen jeder Kleinigkeit aus der Hose. Er kann sie jetzt damit nicht auch noch belasten.
Thomas kommt fast immer spät und häufig schlecht gelaunt von der Arbeit. Er zieht sich dann am liebsten zurück oder parkt sich vor dem Fernseher.
Zeit mit seiner Familie zu verbringen, dazu kann er sich einfach nicht aufraffen. Gemeinsame Pärchenabende, wie sie sie früher geplant haben, gibt es schon lange nicht mehr.
Sabine hat einen 30 Stunden Job und managt den Großteil des Familienalltags. Seit Corona geht alles drunter und drüber und Sabine weiß nicht mehr, wo ihr der Kopf steht. Sie wünscht sich mehr Unterstützung und fragt sich, warum Thomas das nicht sieht.
Beide Partner sind sehr dünnhäutig, Geduld für die Angewohnheiten und Eigenheiten – plötzlich Fehlanzeige.
„Ich kann meinen Mann nicht mehr ertragen“
Sabine hat das Gefühl, dass die Beziehung für sie nicht mehr stimmt. Oft stellt sie sich die Frage, was sie denn wirklich stört. Genau sagen kann sie es nicht. Die rosarote Brille ist mittlerweile längst verblasst.
Sie geraten oft aneinander, manchmal hat sie das Gefühl, dass ihr Mann sie gar nicht mehr vorwurfsfrei ansprechen kann und sie ist zunehmend unglücklich und unzufrieden. Ihr Partner nervt sie nur noch und sie ertappt sie sich immer häufiger bei dem Gedanken, sich zu trennen.
Wenn die negativen Gefühle überwiegen – Wie Stress Deine Beziehung belastet und dafür sorgt, dass Dein Partner nervt
Keine Zeit
Ein wesentlicher Grund hierfür ist, dass, wenn man Stress hat, man schlichtweg weniger Zeit hat. Für sich nicht, für Hobbys nicht, für den Partner nicht. Wir verbringen weniger Zeit miteinander und dabei wird Stück für Stück das „Wir-Gefühl“, das was uns ein tiefes Gefühl von Verbundenheit gibt, zerstört.
Man hat dann weniger gemeinsam Erlebnisse, die einen verbinden und auf Dauer führt das dazu, das man sich voneinander entfernt und – ja Du ahnst es schon – Dein Partner nervt.
Die Kommunikation verändert sich
Zudem leidet die Kommunikation. Paare, die gestresst sind kommunizieren insgesamt schlechter miteinander.
Plötzlich zieht sich der Partner zurück, hat keine Lust sich auseinanderzusetzen. Es werden unwirsche Antworten gegeben, man reagiert gereizt wird sarkastisch oder zynisch.
Wenn man nicht mehr miteinander reden kann lebt man sich auf Dauer auseinander.
Und wenn einer stressbedingt krank wird?
Ganz generell kann chronischer Stress zu Erkrankungen führen sowohl körperlich als auch psychisch (Reizbarkeit, Ängste, Burnout, Depression).
Wenn ein Partner an Depressionen erkrankt, können sich Kommunikationsprobleme und Konflikte in der Beziehung weiter verschärfen. Der Rückzug des depressiven Partners, sein mangelndes Interesse an gemeinsamen Aktivitäten und eine negative Sichtweise auf sich selbst und die Beziehung können das Gefühl verstärken, dass der Partner nur noch nervt.
Es entstehen Einschränkungen. Früher hat man vielleicht viel unternommen, ist Essen gegangen, hat Freunde besucht oder eingeladen.
Es entsteht ein Ungleichgewicht in der Partnerschaft, der eine, der Krank ist und der Andere der unterstützen muss, das destabilisiert die Beziehung.
„Meine Frau ist aggressiv und ständig gereizt“ – Wenn der Partner plötzlich unerträgliche Verhaltensweisen zeigt und unliebsame Macken entwickelt
Hat man Stress, ist man körperlich und psychisch weniger belastbar. Manch einer wird dünnhäutiger, egoistischer und egozentrischer, rücksichtslos, intolerant.
Vielleicht fragst Du Dich, woran das liegt. Nun, Grundsätzlich neigen wir dazu, uns positiver darzustellen, als wir sind. Niemand ist perfekt und meist kennen wir unsere unliebsamen Charaktereigenschaften. Wer trägt die schon gerne vor sich her? Wir verstecken sie lieber und im besten Fall, versuchen wir an diesen wenig liebenswerten Eigenschaften zu arbeiten.
Unter Stress gelingt uns das nicht mehr. Persönlichkeitsmerkmale wie Rigidität (starres Festhalten an der eigenen Einstellung), Dominanz, Ängstlichkeit, Ungeduld, Eifersucht etc. treten unter Stress viel deutlicher auf. Mit einem Mal kritisiert einen das Gegenüber für Dinge, die ihm sonst am A… vorbei gehen und normalerweise nicht wirklich stören.
Plötzlich zeigt der Partner also Charakterzüge, die wir vorher noch nie gesehen haben und die uns nicht gefallen: Der Partner nervt!
Verwundert sitzt man dann da und man fragt sich „Wer bist Du eigentlich, ich erkenne Dich gar nicht wieder?“
Diese Veränderungen im Verhalten können aber auch Anzeichen einer beginnenden Depression sein. Gerade bei Männern äußern sich Depressionen auch durch Reizbarkeit und Wutausbrüche. Wenn solche Symptome häufiger auftreten, ist es wichtig, sie ernst zu nehmen und darüber nachzudenken, ob der Partner möglicherweise an einer Depression leidet.
Wenn der Stress des einen, zum Stress des anderen wird
Folgen für die Liebe
Stressbelastungen von außen nehmen einen großen Einfluss auf die Beziehung.
Chronischer Stress kann entfremden und desillusionieren. Die Basis zerbröckelt langsam und eine an sich funktionierende Liebesbeziehung geht auf Grund der alltäglichen Belastung kaputt.
Auswirkungen auf die Familie
Chronischer Stress belastet nicht nur den Einzelnen sondern auch das Paar. Darüber hinaus hat er Auswirkungen auf die Familie.
Die Eltern sind gereizt und ungeduldig mit den Kindern, sie ziehen sich zurück, wollen Ihre Ruhe haben, Erziehungsprobleme können zunehmen. Man ist einfach nicht mehr gelassen und souverän, streitet vielleicht häufiger (auch vor den Kindern).
Wenn Partner nicht gelernt haben mit ihrem eigenen Stress umzugehen und keine Strategien haben, um gemeinsam mit Stress umzugehen, kann das zu einer Beziehungskrise führen.
Was tun, bevor der Partner nervt?
Bevor du also irgendwann zu dem Punkt kommst, dass Dein Partner nervt und Dich schon sein bloßer Anblick zur Weißglut treibt (Wie der isst, atmet, rumhängt…) schau, ob der Stress in Deinem Leben die Ursache ist und lerne einen gesünderen Umgang mit ihm.
Zunächst solltest Du also Deinen eigenen Stress erkennen und Bewältigungsstrategien entwickeln, damit Du keinen unnötigen Stress nach Hause trägst, der euch belastet. Hier findest Du Miniübungen zum Stressabbau.
Natürlich gibt es Situationen, die man nicht los wird, die einen begleiten, die man mit nach Hause nimmt. Was dann?
Stress erkennen
Ein Schritt, um gemeinsam mit Stress umzugehen ist, dass man erkennt das der Partner gestresst ist. Woran kannst Du bei deinem Partner feststellen, das da was vor sich geht? Was fällt Dir an seinem Verhalten auf? Wie sieht er aus? Welche Veränderungen nimmst Du wahr?
Über den Stress reden
Der nächste Schritt ist, dass ihr gemeinsam über den Stress redet.
Oftmals bleiben solche Gespräche aber zu oberflächlich. Die Situation wird geschildert, auch über den eigenen Ärger und die Wut wird gesprochen. Dann kann man sich vortrefflich gemeinsam über die zickige Arbeitskollegin oder den ständig kritisierenden Chef aufregen, aber eine wirkliche Lösung für die stressige Situation bringen diese Gespräche nicht. Die nötigte Unterstützung wird nicht gegeben.
Denn erst wenn die tieferliegende Bedeutung geklärt ist, also der Partner den Stress des anderen wirklich versteht, kann er die richtige Unterstützung geben oder es kann eine Lösung gefunden werden.
Wenn man lernt, mit dem eigenen Stress besser umzugehen und als Paar gemeinsam mit Stress umgeht, dann hilft man nicht nur sich selbst, der Partnerschaft, sondern auch der ganzen Familie.
Wenn Du oder Dein Partner anhaltende Symptome von Stress, wie Reizbarkeit oder Rückzug, bemerkt, die auf eine Depression hinweisen könnten, ist es wichtig, dies in Eurem Gespräch anzusprechen. Depressionen werden oft übersehen oder missverstanden, und eine offene Kommunikation kann der erste Schritt sein, um die notwendige Unterstützung und Hilfe zu suchen.
Strategie für den Umgang mit Stress in der Beziehung, bevor der Partner nervt
Nachdem wir uns mit den Ursachen des Stresses auseinandergesetzt haben, der entsteht, wenn der Partner uns nervt, ist es wichtig, konkrete Strategien zu entwickeln, um diesen Stress zu bewältigen und die Harmonie in der Beziehung zu fördern.
Wenn jedoch eine Depression als Ursache vermutet wird, ist es entscheidend, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Ein Gespräch mit einem Therapeuten oder Berater kann dabei helfen, die Situation besser zu verstehen und gezielte Maßnahmen zur Unterstützung des depressiven Partners zu entwickeln. Die Kombination aus professioneller Hilfe und einer offenen, unterstützenden Kommunikation innerhalb der Beziehung kann dazu beitragen, die Depression zu bewältigen und die Beziehung zu stärken.
Eine offene und ehrliche Kommunikation spielt dabei eine entscheidende Rolle. Es ist wichtig, dass wir lernen, unsere Gedanken und Gefühle auf eine Weise auszudrücken, die konstruktiv ist und den anderen nicht in die Defensive drängt.
Für alle, die ihre Fähigkeiten in diesem Bereich verbessern möchten, habe ich einen umfassenden Leitfaden zur Verbesserung der Kommunikation in Beziehungen zusammengestellt.
Dieser Leitfaden bietet nicht nur theoretische Einblicke in die Bedeutung effektiver Kommunikation, sondern auch praktische Übungen, die Dir helfen werden, Missverständnisse zu vermeiden, tiefergehendes Verständnis füreinander zu entwickeln und somit die Qualität Deiner Beziehung nachhaltig zu verbessern.
Lies hier, wie Du durch verbesserte Kommunikation den Alltagsstress in Deiner Beziehung reduzieren kannst: Kommunikation verbessern – Ein praktischer Leitfaden.
Mit mir arbeiten?
Klick hier!