Wenn Empathie in Eurer Beziehung fehlt, kann es schnell passieren, dass Ihr Euch beide isoliert und missverstanden fühlt.

Ein anstrengender Tag

Du kommst müde nach Hause, nach einem stressigen Tag voller Herausforderungen und Verpflichtungen. Deine Arbeit hat Dir alles abverlangt, diese eine Kollegin hat sich mal wieder wie die Axt im Walde benommen und die cholerischen Ausbrüche Deines Chefs haben es auch nicht besser gemacht.

Endlich zu Hause sitzt Dein Partner auf der Couch und starrt auf den Fernseher. Er wirft Dir ein knappes „Hallo“ entgegen ohne Dich eines Blickes zu würdigen. Wie gerne würdest Du ihm von Deinem Tag und Deinen Sorgen erzählen, aber seine Antworten sind so knapp, das Du es nach kurzer Zeit frustriert lässt. Es scheint, als wäre er mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt.

Frustration macht sich breit

Du fühlst dich allein gelassen und unverstanden. Es fühlt sich an, als würdest du gegen eine undurchdringliche Mauer aus Gleichgültigkeit und Desinteresse ankämpfen. Du fühlst Dich nur noch erschöpft, von Deinem Tag, durch die Distanz zu Deinem Partner, alles ist irgendwie frustrierend und enttäuschend.

Die Sicht des Partners

Dein Partner hatte ebenfalls einen anstrengenden Tag und sehnt sich nach einem Moment der Entspannung. Er hat sich vor dem Fernseher geparkt, um etwas Abstand zu den stressigen Dingen in seinem Tag zu gewinnen. Er bemerkt Dich zwar und auch den Wunsch, von Deinem Tag zu berichten, aber jetzt braucht er erst mal Zeit für sich selbst, um die Dinge zu ordnen.

Für ihn ist der Fernseher eine Art Flucht vor den Belastungen des Tages, und er hofft, kurzzeitig abschalten zu können. Er denkt, dass Du das von selbst verstehst, dass er jetzt gerade Zeit für sich selbst braucht. Zum runterkommen, um mit seinem Stress umzugehen.

In seiner Wahrnehmung will er einfach einen Moment für sich haben, bevor er für Gespräche oder Diskussionen mit Dir bereit ist.

Beide seht ihr die Sichtweise des andern nicht und fühlt euch allein gelassen und unverstanden.

Stress als gemeinsamer Feind

An diesem Punkt ist es entscheidend, den Einfluss von Stress auf unsere Beziehungen zu verstehen. Stress kann als ein verborgener Feind wirken, der die emotionalen Verbindungen erodiert, ohne dass wir es direkt bemerken.

Er führt dazu, dass wir in unseren eigenen Bedürfnissen und Sorgen gefangen sind, und macht es schwieriger, auf den Partner empathisch zu reagieren.

Und er ist einer der häufigsten Scheidungsgründe.

Was ist Empathie eigentlich?

Empathie bedeutet, dass Du nicht nur versuchst, Dich in die Schuhe einer anderen Person zu stellen, sondern auch herauszufinden, ob diese Schuhe drücken.

Sie ist das unsichtbare Band, das uns miteinander verbindet, uns ermöglicht, die Welt durch die Augen eines anderen zu sehen und dessen Gefühle zu verstehen.

Ohne Empathie verlieren wir leicht den Zugang zueinander, die Kommunikation bleibt flach, Missverständnisse häufen sich, und die Verbundenheit löst sich in Wohlgefallen auf. 

Empathie erlaubt es uns, über unsere eigenen Bedürfnisse hinaus zu blicken und ist wesentlich für echte Nähe und Verständnis in jeder Art von Beziehung.

Sie sorgt dafür, dass die Bindung zwischen Menschen sich vertieft. Sie schafft eine Grundlage für tiefe, erfüllende Beziehungen. 

Es gibt zwei wichtige Arten, wie Du Empathie zeigen kannst:

Kognitive Empathie

Hierbei verstehst Du, was in jemand anderem vorgeht. Du erkennst die Gedanken und Perspektiven der anderen Person und kannst deren Standpunkt nachvollziehen.

Stell Dir vor, Du sitzt in einem Meeting und bemerkst, wie Dein Kollege mit den Augen rollt, während der Chef seine neuste „geniale“ Idee präsentiert. 

Du siehst sofort, dass der Kollege nicht wirklich begeistert ist, auch wenn er brav nickt. Du nimmst gedanklich seine Perspektive ein – ohne dass Du selbst mit den Augen rollen musst.

Emotionale Empathie 

Bei dieser Art fühlst Du, was die andere Person fühlt. Du teilst ihre Emotionen, als wären es Deine eigenen.

Deine Freundin kommt zu Dir und erzählt von ihren Beziehungsproblemen. 

„Er versteht einfach nicht, warum ich sauer bin, wenn er ohne Bescheid zu sagen, mit seinen Freunden ausgeht.“ 

Du fühlst ihre Frustration, als wäre es Deine eigene. Und obwohl Du selbst vielleicht denkst: „Wäre doch eine gute Gelegenheit, in Ruhe „Game of Thrones“ zu schauen“, bist Du voll und ganz bei ihr, teilst ihre Empörung und ihr überlegt, ob es eine App, die automatisch „Vermisstenanzeigen“ im Freundeskreis schaltet, gibt. 

Das ist, als würdest Du emotional in ihre Entrüstung „eintauchen“ und ein Stück weit mit ihr mitfühlen.

Beide Arten sind wichtig, um tiefe Verbindungen mit anderen aufzubauen und zu pflegen. 

Kognitive Empathie ermöglicht es uns, die Perspektive einer anderen Person zu verstehen, während emotionale Empathie uns hilft, emotional auf diese Perspektive zu reagieren.

Empathie in Beziehungen: Warum sie unverzichtbar ist

Empathie in einer Beziehung ist wie ein Klebstoff, der alles zusammenhält. Wenn Dein Partner von einem echt miesen Tag erzählt und Du nicht nur mit ‚Hm‘ und ‚Aha‘ antwortest, sondern wirklich zeigst, dass es Dir leidtut und Du verstehst, wie er sich fühlt, dann ist das Gold wert.

Und dann, wenn ihr mal wieder eine Diskussion habt, weil er vergessen hat, den Müll rauszubringen: Vielleicht ist er gestresst oder hat was Wichtiges im Kopf. Wenn Du versuchst, das zu verstehen, statt direkt los zu schimpfen, könnt ihr den Konflikt viel leichter lösen.

Empathie hilft also, dass ihr euch besser versteht und unterstützt. Sie baut eine Brücke der Nähe und des Verständnisses, die Euch in jeder Situation unterstützt und eure Beziehung stärkt.

Praktische Tipps, um Empathie in der Beziehung zu fördern

Empathie in einer Beziehung zu fördern, ist keine Raketenwissenschaft.

Dein erster Schritt könnte sein, mehr Aktives Zuhören zu praktizieren. 

Das heißt, wenn Dein Partner spricht, hörst Du nicht nur zu, sondern versuchst auch, wirklich zu verstehen, was er sagt. 

Stell Fragen, zeige Interesse und wiederhole in eigenen Worten, was er gesagt hat, um sicherzugehen, dass Du alles richtig aufgenommen hast.

Zweiter Schritt: Stell Dir vor, Ihr macht einen Rollentausch – versucht, die Welt aus den Augen des jeweilig anderen zu sehen. 

Warum könnte er sich so fühlen, wie er sich fühlt? Das hilft ungemein, Missverständnisse aus dem Weg zu räumen.

Und zuletzt: Entwickle Deine emotionale Intelligenz. 

Sei aufmerksam für die emotionalen Signale Deines Partners. Achte auf die nicht so offensichtlichen Hinweise, wie er sich fühlt, und reagiere darauf. 

Mit der Zeit wirst Du immer besser darin, seine Gefühle zu ‚lesen‘ – fast wie Gedankenlesen.

Fallbeispiele und Übungen

Streitendes Paar, ohne Empathie für einander

Ordnung vs. Unordentlichkeit

Stell Dir vor, Du bist in einer Beziehung, in der Dein Partner oder Deine Partnerin der Meinung ist, dass Socken auf dem Boden eine neue Art von Dekoration sind. 

WTF? Du spürst, wie Dein Blut in Wallung gerät. Wie oft denn noch, verdammt nochmal… 

Hier kommt Empathie ins Spiel. Versuche, die Sichtweise Deines Gegenübers zu verstehen. 

Wenn Du zu den Ordnungsliebenden gehörst, versuche zu verstehen, warum Dein Partner oder Deine Partnerin die Socken herumliegen lässt. 

Vielleicht fühlt er oder sie sich gestresst oder müde nach einem langen Tag und möchte einfach nur entspannen, ohne sich sofort um die Aufräumaktion zu kümmern. 

Du könntest versuchen, seine oder ihre Perspektive zu sehen und die Gründe für das Chaos zu ergründen.

Und wenn Du eher zu den Sockenlegern gehörst, denkst Du vielleicht: “Och ne, ich kann es nicht mehr hören, ewig diese Nörgelei. Es sind nur ein Paar Socken und keine Mülldeponie.

Versuche zu verstehen, warum Ordnung für Deinen Partner oder Deine Partnerin so wichtig ist. Vielleicht gibt es Gründe, warum das Bedürfnis nach einem aufgeräumten Zuhause so groß ist, die du nachvollziehen kannst. 

Eine Übung dazu: Tauscht für einen Tag die Rollen. Lass Deinen Partner oder Deine Partnerin mal Deinen Blick auf die Unordnung erleben. Das schafft Verständnis auf beiden Seiten.

Zu viel Zeit am Smartphone, Computer, Tablet

In unserem digitalen Zeitalter scheint es zuweilen, dass der Bildschirm mehr Aufmerksamkeit bekommt als man selbst.

Statt Deinem Liebsten einen Vortrag über Bildschirmzeit zu halten, versuche zu verstehen, warum er oder sie so in die virtuelle Welt abtaucht. 

Vielleicht steckt Stress, Langeweile oder ein Bedürfnis nach Entspannung dahinter. 

Empathie bedeutet, seine oder ihre Sichtweise zu berücksichtigen.

Wenn Du zu denjenigen gehörst, die viel Zeit am Bildschirm verbringen, versuche zu verstehen, wie sich das auf Deine/n Partner*in auswirkt. 

Vielleicht fühlt er oder sie sich vernachlässigt oder wünscht sich einfach mehr gemeinsame Zeit.

Als Übung könnt ihr gemeinsam bildschirmfreie Zeiten festlegen, in denen ihr euch bewusst aufeinander konzentriert. Schau mal, wie sich das auf eure Beziehung auswirkt.

Trödeln und Unpünktlichkeit

Grrr, die „Ich-bin-immer-zu-spät“-Person. 

Anstatt genervt auf die Uhr zu starren, frage nach den Gründen. Vielleicht liegt es an Stress, schlechter Zeitplanung oder sogar Ängsten. 

Als Zeichen der Empathie könntest du also versuchen, die Gründe hinter dem Trödeln zu ergründen und ihm oder ihr Unterstützung anbieten, um pünktlicher zu sein.

Wenn Du tendenziell eher zu denen gehörst, die zu spät kommen, versuche zu verstehen, wie sehr das Deinen Partner, Deine Partnerin beeinflusst. 

Er oder sie wartet vielleicht ungeduldig oder fühlt sich vernachlässigt. Empathie bedeutet, Dich in seine oder ihre Lage zu versetzen und die Auswirkungen Deines Verhaltens zu erkennen. 

Du könntest daran arbeiten, Stressfaktoren zu reduzieren, Deine Zeit besser zu planen, um Deinem Partner oder Deiner Partnerin entgegenzukommen, um seine oder ihre Bedürfnisse zu respektieren. Und wenn es ein Termin ist, auf den Du keine Lust hast: rede darüber.

Eine Übung dazu: Setzt euch zusammen und erstellt gemeinsam einen realistischen Zeitplan für eure Verabredungen. Und: seid geduldig – Veränderungen brauchen Zeit.

Alltagsorganisation (Haushalt, Einkauf, Essensplanung)

Hier geht es um das berühmte „Wer-erledigt-was-im-Haushalt“-Dilemma. 

Auch hier kann es helfen, die Perspektive Deines Partners oder Deiner Partnerin zu verstehen. Vielleicht haben sie andere Vorstellungen von einem sauberen Haus oder wissen nicht, wie sie sich organisieren sollen. 

Als Übung: Macht einen gemeinsamen Wochenplan und teilt die Aufgaben gerecht auf. So könnt ihr euch gegenseitig unterstützen und euren Alltag reibungsloser gestalten.

Zu wenig Austausch

Wenn die Gespräche in der Beziehung zu kurz kommen, kann das frustrierend sein.

Frag nach den Gründen für die Stille. Vielleicht gibt es Sorgen oder Ängste, von denen Dein Partner nicht weiß, wie er sie teilen kann. 

Als Übung: Setzt euch regelmäßig Zeit für Gespräche ohne Ablenkung, wie Handy oder TV, und stellt euch gegenseitig Fragen. Das fördert den Austausch und stärkt die Verbindung.

Übungen für Paare

Die Zwei-Minuten-Regel 

Setzt Euch zusammen und teilt einander abwechselnd etwas mit, das Euch beschäftigt, während der andere zwei Minuten lang nur zuhört, ohne zu unterbrechen. 

Danach wiederholt der Zuhörer, was er verstanden hat, um zu zeigen, dass er wirklich zugehört und die Gefühle des anderen ernst nimmt.

Rollentausch

Versucht, für einen Tag die Perspektive des anderen einzunehmen. 

Achtet dabei besonders auf Dinge, die dem Partner wichtig sind oder die ihn stressen. 

Am Ende des Tages tauscht ihr Eure Erfahrungen aus. Dies fördert das Verständnis füreinander.

Dankbarkeits-Austausch

Jeden Abend einer Woche (oder auch länger 😉) teilt ihr einander drei Dinge mit, für die ihr am jeweiligen Tag dankbar seid. Dabei könnt ihr auch Dinge erwähnen, die der Partner getan hat. 

Das hilft, die Aufmerksamkeit auf positive Aspekte der Beziehung zu lenken und die Wertschätzung füreinander zu verstärken.

Die ‚Was würdest Du tun?‘-Frage

Stellt einander hypothetische Fragen, um herauszufinden, wie der andere in bestimmten Situationen fühlen oder handeln würde. 

Zum Beispiel: „Was würdest Du tun, wenn Du einen Tag unsichtbar sein könntest?“ 

Diese spielerische Herangehensweise kann helfen, einander auf einer tieferen Ebene zu verstehen und gleichzeitig Spaß miteinander zu haben.

Emotionales Spiegelbild

Versucht, einen Abend lang die Emotionen des Partners zu spiegeln. 

Im Kontext der Empathie bedeutet „Spiegeln“, die Emotionen des anderen wahrzunehmen und darauf in einer Weise zu reagieren, die Verständnis und Einfühlungsvermögen zeigt. 

Es geht nicht darum, die gleiche Emotion nachzuempfinden oder zu imitieren, sondern um eine Reaktion, die dem anderen signalisiert, dass seine Gefühle verstanden und respektiert werden. 

Wenn er fröhlich ist, freu dich mit ihm; wenn er gestresst ist, zeige Verständnis und Unterstützung. 

Diese Übung kann helfen, emotional auf einer Wellenlänge zu sein, um die emotionale Verbindung zu vertiefen und so ein tieferes Verständnis füreinander zu entwickeln.

Fazit

Wenn man empathisch miteinander umgeht, wird die Bindung stärker

Empathie stärkt Deine Verbindung zu Deinem Partner. 

Egal, ob Du versuchst, die Gedanken Deines Partners zu ergründen oder seine Gefühle nachzuempfinden – beides ist Gold wert. Empathie sorgt für bessere Kommunikation, löst Konflikte auf und stärkt Eure emotionale Bindung.

Um Empathie in Eurer Beziehung zu fördern, musst Du kein Beziehungsguru sein. 

Aktiv zuhören, in die Schuhe Deines Partners schlüpfen und Deine emotionale Intelligenz entwickeln – das sind die Schlüssel.

Mit Übungen wie der Zwei-Minuten-Regel oder dem Rollentausch könnt Ihr Eure Empathie aufpeppen und Eure Bindung stärken. 

Und dann hört der Streit in Deiner Beziehung auf – äh, nein.

Warum nicht? Weil Menschen unterschiedliche Meinungen, Bedürfnisse und Perspektiven haben. Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche.

Aber Streit kann sich entwickeln. Wenn ihr lernt, empathischer miteinander umzugehen und Konflikte konstruktiv anzugehen, könnt ihr Streit in etwas Produktives verwandeln. 

Statt ständiger Streitereien wird es eher zu Meinungsaustausch und Kompromissen kommen.

Es geht nicht darum, nie wieder zu streiten, das wäre echt unrealistisch, aber ihr könnt lernen, konstruktiver damit umzugehen. 

Wenn ihr euch auf respektvolle Weise streitet und eure Emotionen versteht, kann Streit tatsächlich eure Beziehung stärken, anstatt sie zu schwächen.

Also, der Streit hört nicht auf, aber er kann zu einem Mittel werden, um euch als Paar näher zu bringen.

Also, seid empathisch, versteht euren Partner und beobachtet mal, wie sich eure Beziehung verändert. 

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