Wer bin ich und warum tue ich die Dinge so, wie ich sie mache und soll ich mich verändern? Kann dir ein Persönlichkeitstest wie der 16-Personalities-Test solche Fragen beantworten?

Persönlichkeitstests boomen.

Sie versprechen dir, dir dabei zu helfen, deine Persönlichkeit besser zu verstehen und Dich bei Deiner Persönlichkeitsentwicklung zu unterstützen.

Dies soll erreicht werden, indem sie dir deine Eigenschaften und Charakterzüge vor Augen führen oder indem sie dir deine Einstellungen und Verhaltensweisen aufzeigen. 

Dabei geht es um Fragen wie: Was ist für dich das wesentliche in der Liebe? Was ist dir in Freundschaften wichtig? Welche Art von Elternteil bist Du? 

Einen weit verbreiteten dieser Tests – den 16-Personalities-Test – möchte ich dir hier vorstellen und der Frage nachgehen, inwieweit dir dieser Test bei deiner Persönlichkeitsentwicklung helfen kann.

16-Personalities-Test 

Dieser Test basiert auf dem Myers-Briggs-Typenindikator (MBTI). Mit ihm lassen sich “psychologische Typen”, wie Carl Gustav Jung sie entwickelt hat, feststellen. 

Entwickelt wurde der Test von der Amerikanerin Katherine Cook Briggs und ihrer Tochter Isabel Briggs Myers, die sich dabei auf die Theorien von Carl Gustav Jung stützten.

Der amerikanische Psychologe David West Keirsey hat ihn weiterentwickelt und für die breite Masse zugänglich gemacht.

In den USA wird der Test bei Einstellungsgesprächen, bei der Zusammenstellung von Teams und auch im Coaching genutzt. 

Wie funktioniert der 16-Personalities-Test?

Den Test kannst Du online machen, weiter unten findest Du den Link dazu. Dir werden verschiedene Aussagen gezeigt, bei denen du einordnest, wie sehr sie auf dich zutreffen. 

Im Anschluss erhältst Du eine Buchstabenkombination, die deine Merkmale bzw. Eigenschaften benennen. 

Untersucht werden vier gegensätzliche Persönlichkeitsmerkmale:

Introvert (I) versus Extrovert (E) = introvertiert versus extrovertiert

Wie aufgeschlossen, offen und kontaktfreudig bist Du? Bist Du teamorientiert oder eher ein Einzelkämpfer, still, zurückhaltend und ruhig?

Intuition (N) versus Sensing (S) = Intuition versus rational

Bist Du jemand, der sich auf sein Bauchgefühl verlässt oder  eher auf das Greifbare und Konkrete? 

Feeling (F) versus Thinking (T) = Fühlen versus Denken

Wie fällst du Entscheidungen?  Bist du jemand, dem es wichtig ist, das seine Entscheidungen keine negativen Auswirkungen auf andere hat? Dem Harmonie und Einstimmigkeit wichtig ist? Oder steht bei dir die Logik, die Vernunft, die Kausalität und Konsistenz deiner Entscheidung im Vordergrund? 

Judging (J) versus Perceiving (P) = Urteilen versus Wahrnehmen

“Planst du noch oder lebst du schon?”, könnte hier die Frage lauten. Bist du jemand, dem es wichtig ist, alles geplant und geregelt zu wissen oder ist es dir wichtig, flexibel und spontan zu entscheiden?

Die verschiedenen Persönlichkeitstypen

Anhand dessen, welche Merkmale bzw. Eigenschaften wie ausgeprägt sind, werden nun 16 verschiedene Persönlichkeitstypen unterschieden, die in vier Gruppen unterteilt sind.

Analysten 

Hier finden sich diejenigen wieder, die rational und funktional denken und ihre Ziele strategisch und ambitioniert verfolgen. Unter den Analysten findet sich der:

  • Architekt
  • Logiker
  • Kommandeur
  • Debattierer

Diplomaten

Diplomatische und nach Harmonie strebende, empathische Menschen finden sich in dieser Kategorie, die sich unterteilt in:

  • Advokat
  • Mediator
  • Protagonist
  • Aktivist

Wachen

Menschen mit Sinn für Ordnung  und geregelten Abläufen, die praktisch veranlagt sind und sich auf Fakten beziehen, finden sich in dieser Gruppe. Zu finden sind hier:

  • Logistiker
  • Verteidiger
  • Executive
  • Konsul

Forscher

Energiegeladene Draufgänger, die Neues ausprobieren, spontan auf veränderte Situationen reagieren und gut improvisieren können finden sich in dieser Gruppe. Hierzu gehören:

  • Virtusose
  • Abenteuerer
  • Unternehmer
  • Entertainer

Was sagt dir der 16-Personalities-Test?

Vorne weg: die verschiedenen Persönlichkeitstypen werden bei diesem Test gleichwertig betrachtet. Laut Aussage der Entwickler macht es keinen Unterschied, welchem Du angehörst. Keiner ist besser oder schlechter, weil er einem bestimmten Persönlichkeitstypus angehört. Diese Typisierung ist als Werkzeug zu sehen, mit der man sich besser kennen lernen kann.

Der Test soll dir deine Stärken und Schwächen, wie du Dinge angehst und Entscheidungen triffst, aufzeigen. Wie du mit deiner Umwelt in Kontakt trittst. Bist du eher introvertiert oder extrovertiert? Er will dir aufzeigen, wie du mit deinen Emotionen umgehst und er möchte dir etwas über deine Identität offenbaren. 

Als ernsthaftes Diagnostik-Verfahren ist der 16-Personalities-Test übrigens nicht zugelassen. Trotzdem sind viele von seiner Genauigkeit überrascht und finden sich in den Ergebnissen wieder.

Der 16-Personalities-Test ist ein kostenloses Tool. Wenn du Lust hast, probiere ihn hier mal aus:

https://www.16personalities.com/de

Kritik

Die Grundlagen des 16-Personalities-Test stimmen nicht (mehr) mit den heutigen psychologischen Persönlichkeitsmodellen überein.

Darüber hinaus müssen anerkannte Diagnostikverfahren bestimmte, vorgegebene Kriterien erfüllen.

Verschiedene Studien haben gezeigt, dass der 16-Personalities-Test erforderliche Gütekriterien nicht erfüllt. So stellt sich die Frage nach der Validität des Tests. Gibt es wirklich genau 16 Persönlichkeitstypen oder wären nicht auch mehr oder weniger denkbar?

Auch in Sachen Reliabilität fällt der Test durch, seine Verlässlichkeit wird also in Frage gestellt. Geprüft wurde, ob die Probanden bei einem wiederholten Test das gleiche Ergebnis erhalten. 50% hatten ein anderes Testergebnis. 

Der 16-Personalities-Test beinhaltet nicht irgendeine Wahrheit über dich, aber er kann dich zur Reflexion anregen. Stimmt das wirklich, was da rausgekommen ist? Was sagt das über mich aus? Sehe ich mich wirklich so? Interessant könnte sein herauszufinden, wie andere dich sehen, um mögliche blinde Flecken aufzuzeigen.

Spannend könnte es vielleicht sein, den Test mit deinem Partner zu machen. Auch wenn die Ergebnisse vermutlich sehr geprägt von deiner momentanen Lage und Stimmung sind, könnte er euch ins Gespräch bringen. 

Vielleicht findet ihr ja heraus, ob bestimmte Persönlichkeitsmerkmale dazu führen, dass es an der ein oder anderen Stelle hakt? 

So ein Test kann Dir also ein Stück bei der Selbstanalyse helfen. Vielleicht entdeckst Du Zusammenhänge oder kommst deinen eigenen Prioritäten auf die Spur.

Fazit

Auch wenn so ein Persönlichkeitstest zur Selbstreflexion anregt, Deine Persönlichkeitsentwicklung wird er nicht vorantreiben. 

Persönlichkeitsentwicklung besteht  aus drei Bausteinen:

  • Selbsterkenntnis
  • Selbstakzeptanz 
  • Selbstveränderung

Alle drei Bausteine helfen dir, deine Persönlichkeit weiterzuentwickeln. 

Vielleicht verhilft Dir dieser Test zu mehr Selbsterkenntnis. Du erkennst, was dich ausmacht, was typisch für Dich ist, erkennst Deine Stärken und Schwächen. 

Aber schon wenn es um Selbstakzeptanz geht, wird es schwierig. Sich selbst anzunehmen und zu lieben, so wie man ist, fällt sehr vielen schwer. Du siehst vermutlich selbst, das der 16-Personalities-Test dir dabei keine große Hilfe sein kann.

Und auch bei der Selbstveränderung, dem eigentliche Prozess Deiner Entwicklung, kann dir dieser Test nicht beiseite stehen. 

Wenn es darum geht, sich selbst und den eigenen roten Faden im Leben zu finden, wird dir ein Coaching oder eine psychologische Beratung tiefergehende Erkenntnisse liefern, als dieser Persönlichkeitstest. 

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