Stellst Du Dir häufig die Frage: „Wie bin ich eigentlich in diese Position gelangt, in der ich momentan bin? Womit hab ich das verdient? Wann wird auffallen, dass ich nicht hierhin gehöre?“ Du zweifelst an Deinen Kompetenzen und Fähigkeiten. 

Im täglichen Leben laufen wir oft wie auf Autopilot: Die Arbeit, die Familie, die ständigen To-dos – das Rad dreht sich unermüdlich. Und während wir versuchen, alle Bälle gleichzeitig in der Luft zu halten, schleicht sich manchmal ein beklemmendes Gefühl ein. 

Dieses Gefühl, dass wir nicht genug sind, dass unsere Erfolge nicht wirklich uns gehören und dass der große Schwindel, den wir vollführen, irgendwann auffliegt. 

Die Rede ist vom sogenannten “Imposter-Syndrom”. 

Du fühlst Dich wie eine Hochstaplerin? Gut so! 

Das könnte der perfekte Anlass sein, genauer hinzuschauen. Statt den Selbstzweifeln aus dem Weg zu gehen, kannst Du sie als Werkzeuge für gezielte Veränderungen nutzen. 

Prominente Gesichter, versteckte Ängste

Mit diesen Gedanken bist Du übrigens in bester Gesellschaft.

Jodie Foster

wird nachgesagt, das sie ihren Oscar-Gewinn für 

„einen Zufall“ hielt. „Ich dachte, jeder würde es herausfinden und sie würden den Oscar zurücknehmen. Dass sie zu mir nach Hause kommen, an die Tür klopfen und sagen: ‚Entschuldigung, wir wollten den Preis jemand anderem geben. Er gehört Meryl Streep‘.“

Emma Watson

2013 gegenüber dem „Rookie“-Magazin

“It’s almost like the better I do, the more my feeling of inadequacy actually increases, because I’m just going, Any moment, someone’s going to find out I’m a total fraud, and that I don’t deserve any of what I’ve achieved.”

Es ist fast so, als würde mein Gefühl der Unzulänglichkeit umso größer, je besser ich es mache, weil ich einfach denke: „Jeden Moment wird jemand herausfinden, dass ich ein totaler Betrüger bin und dass ich nichts von dem verdiene, was ich erreicht habe.

Tom Hanks

sagt im Podcast “FreshAir”

No matter who we are, no matter what we’ve done, there comes a point where you think: “How did I get here and how am I going to be able to continue this? When are they going to discover that I am in fact a fraud and take everything away from me? It’s a high wire act that we all walk…

Egal wer wir sind, ganz gleich, was wir getan haben, irgendwann kommt ein Punkt, an dem man darüber nachdenkt: “Wie bin ich hierher gekommen und wie kann ich damit weitermachen?“ Wann werden sie herausfinden, dass ich tatsächlich ein Betrüger bin, und mir alles wegnehmen? Ein Hochseilakt, auf dem wir alle laufen.. 

Du siehst, selbst sehr erfolgreiche Menschen haben diese Selbstzweifel, Du bist damit also nicht alleine.

Die Wurzeln des Phänomens: Eine historische Perspektive auf das Imposter Syndrom

Das Phänomen, dass sich sehr fähige Menschen als Hochstapler empfinden, hat Ende der 70er Jahre Einzug in die Psychotherapieforschung gefunden.

Pauline Clance und Suzanne Imes haben den Begriff des „Imposter Syndroms“ (auch “Impostor-Syndrom” oder „Hochstapler-Phänomen“) geprägt. 

Ihre Forschung konzentrierte sich ursprünglich auf hochqualifizierte Frauen, die trotz ihrer offensichtlichen Erfolge an ihrer eigenen Kompetenz zweifelten und unter massiven Selbstzweifeln litten.

Diese Frauen hatten das Gefühl, ihre Erfolge seien nicht auf ihre Fähigkeiten zurückzuführen, sondern eher durch Zufall, Glück oder dadurch, dass andere Menschen sie überschätzten, entstanden. Ständig begleitet von der Angst, irgendwann aufzufliegen und als Hochstaplerinnen entlarvt zu werden.

Fakt ist, dass dieses Phänomen, obwohl es in der Forschung zuerst bei Frauen auftauchte, alle Menschen unabhängig von Geschlecht, Alter oder Berufsfeld betreffen kann.

Männer betrifft es im gleichen Maße, sie gehen anders mit ihren Selbstzweifeln um und sprechen seltener darüber, als Frauen.

Die University of Europe for Applied Sciences (UE) schreibt dazu:

  • Studien zufolge leiden etwa 70 % der Menschen mindestens einmal in ihrem Leben unter dem Imposter Syndrome.
  • Es betrifft Menschen aller Geschlechter, Altersgruppen und Berufsfelder gleichermaßen.
  • Laut einer Studie von KPMG haben 75% der weiblichen Führungskräfte in verschiedenen Branchen im Verlauf ihrer Karriere das Imposter Syndrom erlebt.

Du siehst also: Selbstzweifel und das Gefühl, ein „Blender“ zu sein, kennen viele – ob auf dem roten Teppich in Hollywood oder im Büro nebenan.

Die vielen Masken des Zweifels: Kernmerkmale des Imposter Syndroms

Die wesentlichen Merkmale des Imposter Syndroms sind:

  • Selbstzweifel: Zweifel an den eigenen Qualifikationen und Fähigkeiten.
  • Zufall als Erfolgsfaktor: Die Wahrnehmung, dass der eigene Erfolg weniger auf den eigenen Fähigkeiten als vielmehr auf glückliche Umstände, Zufall oder gute Beziehungen beruht.
  • Gefühl der Überschätzung: Die Überzeugung, dass andere die eigenen Fähigkeiten und Leistungen unrealistisch hoch einschätzen.
  • Angst vor Enttarnung: Die konstante Sorge, als „Hochstapler“ entlarvt zu werden.
  • Perfektionismus: Extrem hohe Ansprüche an sich selbst und übermäßige Selbstkritik.
  • Vergleich mit anderen: Ein konstanter Vergleich der eigenen Leistungen mit denen von Kollegen, Freunden oder Familienmitgliedern.
  • Prokrastination oder Überarbeitung: Entweder Aufschieben oder übermäßiges Arbeiten als Coping-Strategie gegen die Angst vor Versagen.
  • Herausforderungen scheuen: Das Vermeiden von neuen Aufgaben oder Möglichkeiten, um das Risiko des Versagens zu minimieren.
  • Schwierigkeiten, positives Feedback anzunehmen: Eine Tendenz, Lob und Anerkennung abzuwehren oder zu relativieren, anstatt sie als Zeichen eigener Kompetenz zu sehen.

Wenn Selbstzweifel die Regie übernehmen: Die Konsequenzen des Imposter Syndroms

Das Imposter Syndrom ist keine diagnostizierte psychische Störung im klassischen Sinne, wie zum Beispiel eine Depression oder eine Angststörung. Es handelt sich eher um ein psychologisches Phänomen, das Menschen in bestimmten Lebensphasen oder Situationen erleben können. Selbstzweifel sind dabei eine normale menschliche Reaktion, die in gewissen Maßen sogar hilfreich sein kann.

Sie halten uns auf dem Boden der Tatsachen und können als Antrieb für Weiterentwicklung dienen.

Die Linie zwischen gesunden Selbstzweifeln und dem belastenden Gefühl, ein Hochstapler zu sein, ist allerdings fließend. Wenn diese Gedanken und Gefühle beginnen, das tägliche Leben, die Arbeit oder zwischenmenschliche Beziehungen negativ zu beeinflussen, könnte professionelle Hilfe sinnvoll sein.

Auch wenn das Imposter Syndrom keine medizinisch diagnostizierte Störung ist, scheint es so zu sein, dass das Imposter Syndrom mit geringem Selbstwertgefühl, Angst und sogar depressiver Verstimmung korreliert.

Wenn der Leidensdruck hoch und die Lebensqualität stark einschränkt ist, dann ist professionelle Hilfe sicherlich ratsam und Du könntest Dir Unterstützung suchen.

Hier können Techniken und Methoden aus dem Coaching oder der psychologischen Beratung wertvolle Dienste leisten.

Der Silberstreif am Horizont: Die positiven Seiten des Imposter Syndroms

Selbstzweifel und das Gefühl, ein Hochstapler zu sein, sind übrigens nicht per se schlecht oder schädlich. Die Frage ist immer, wie stark diese Gefühle Dein Leben negativ beeinflussen.

Es lohnt sich, auch die positiven Aspekte dieses Phänomens zu kennen und für sich zu nutzen.

Es kann Dich zum Beispiel antreiben, immer besser zu werden, sorgfältig zu arbeiten und Dich gut auf Herausforderungen vorzubereiten.

In der richtigen Dosierung können die mit dem Imposter Syndrom einhergehenden Gefühle Dich dazu antreiben, Deine Arbeit besonders sorgfältig und gewissenhaft zu erledigen und Dich besonders gut auf Herausforderungen vorzubereiten.

Du bist vielleicht eher bereit, Dich fortzubilden, fokussierter zu arbeiten und stellst an Dich selbst höhere Qualitätsansprüche.

Das alles kann zu besseren Arbeitsleistungen und somit zu mehr Erfolg im Beruf führen.

Menschen, die sich manchmal wie Hochstapler fühlen, werden oft von ihren Chefs und Kolleg*innen als besonders sozial kompetent angesehen.

Das liegt daran, dass sie aus lauter Angst, im Job nicht gut genug zu sein, besonders aufmerksam im Umgang mit anderen sind.

Sie sind quasi die Meister der „Soft Skills“: Sie hören gut zu, sind empathisch und legen Wert darauf, was andere denken.

Das macht sie in den Augen der anderen kompetent, zumindest was die zwischenmenschlichen Beziehungen angeht.

Also, Selbstzweifel machen Dich bei den Leuten um Dich herum tatsächlich beliebter.

Wege aus der Zweifelspirale: Tipps gegen das Imposter Syndrom

Das Imposter Syndrom ist im Grunde eine Annahme, die wir über uns selbst treffen. 

Wir denken, wir sind weniger kompetent und wissen weniger als alle anderen. Das führt dazu, dass wir uns kleiner machen, als wir eigentlich sind.

Mein erster Tipp: 

Sei vorsichtig mit solchen Gedanken. Wenn Du so etwas denkst, schreib es Dir auf. Nimm Dir dann einen Moment Zeit, um wirklich zu überprüfen, ob das stimmt. 

Was spricht dafür und was dagegen? Bist Du tatsächlich weniger kompetent als andere? 

Oft merkt man dann, dass diese Gedanken nicht wirklich der Wahrheit entsprechen. Dann sieht man klarer und merkt, dass die Selbstzweifel unbegründet sind.

Du wirst merken, dass es eigentlich keine guten Gründe gibt, Dich selbst als Hochstapler*in zu sehen.

Mein zweiter Tipp:

Schreibe eine Liste, auf der Du all die netten und positiven Dinge notierst, die andere über Dich sagen. Immer wenn Du dich wie ein Hochstapler fühlst, hol die Liste raus und lies sie dir durch. Das ändert deine Perspektive und erinnert Dich daran, was wirklich zählt.

Immer dann wenn Du denkst, Du bist im Job nicht gut genug, schau, was Kolleg*innen oder Vorgesetzte Positives über Dich sagen.

Mein dritter Tipp:

Mach Dir bewusst, dass die Welt nicht nur aus Schwarz und Weiß besteht. Es gibt auch Grauzonen. Du bist nicht einfach nur kompetent oder inkompetent. Jeder hat Stärken und Schwächen. Das ist ganz normal. Wenn Du diese Tatsache akzeptierst, wird es Dir leichter fallen, mit Deinen Selbstzweifeln umzugehen.

Fazit

Das Imposter Syndrom ist eine unangenehmer Störenfried, der selbst die erfolgreichsten Menschen nicht verschont aber es ist nicht per se Dein Feind.

Die damit verbundenen Selbstzweifel sind wie ein Spiegel, der Dir zeigt, wo noch Handlungsbedarf ist. Anstatt sie zu ignorieren oder zu fürchten, kannst Du sie als Katalysator für Dein persönliches Wachstum und Deine Weiterentwicklung nutzen.

Durch Selbstakzeptanz, offene Kommunikation, realistische Zielsetzung, Reflexion und vielleicht auch Hilfe von außen, kannst Du den inneren Kritiker in die Schranken weisen und die Kontrolle über Dein Selbstbild zurückgewinnen.

Der Weg das Imposter Syndrom zu überwinden ist kein Sprint mit schnellen Lösungen für alle Probleme. Es gleicht eher einem Marathon. Es wird seine Zeit brauchen, und das ist okay. Der erste Schritt besteht darin, die Reise anzutreten.

Zum Start möchte ich Dich einladen, deine eigenen Unsicherheiten als das zu sehen, was sie wirklich sind: Nicht ein Zeichen von Schwäche oder Unzulänglichkeit, sondern ein ganz normaler Teil des Menschseins. 

Jeder Mensch hat sein eigenes Tempo und das ist gut so. Wenn Du jedoch spürst, dass Du allein nicht vorankommst, Du den Eindruck hast, Dich irgendwie festgefahren zu haben,  könnte ein Blick von außen Dir vielleicht helfen, den Knoten zu lösen.

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